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3. OG, Raum 403

                               

Gefängnis Luckau


Dokumentation für die Stadt Luckau, 2006

Reaktionen ehemaliger Insassen auf die Bildstrecke und meinen untenstehenden Text


Schreiben des ehemaligen Insassen Bernd Stichler, 6. November 2015


Sehr geehrter Herr Kienzle,
Ihre Fotos des ehemaligen Jugendhauses Luckau (später Hafthaus II), haben absolut nichts mehr gemein mit der damaligen Situation.
Ich bin 71 Jahre alt und war Anfang der 60er Jahre dort. Was dort geschah, war bestens geeignet aus anständigen Menschen Verbrecher zu machen. Nicht jedoch, wirkliche Verbrecher zu läutern.

Jugendhaus Luckau

Von der Bausubstanz her ein alter Kasten in einer Umgebung von ebenfalls betagten Häusern. Zu DDR-Zeiten genutzt als Jugend-Strafanstalt. Während sich am Bau zumindest äußerlich nichts änderte, so wandelte sich doch der Charakter der dort Inhaftierten im Laufe der Zeit.
Zu meiner Zeit – anfangs der 60er Jahre – lag das Insassen-Verhältnis bei ca. 80% kriminellen, zu 20% politischen Inhaftierten und dieses Verhältnis verschob sich später mehr zu den politisch Inhaftierten hin. Bauliche Veränderungen im Inneren fanden erst nach 1989 statt.
Diese Haftanstalt nannte sich offiziell Jugendhaus und die Insassen waren junge Menschen, die zum Zeitpunkt der Ausführung einer strafbaren Handlung jünger als 18 Jahre waren. Auch 14 jährige gab es dort. Ich selbst war aus politischen Gründen dort inhaftiert. Wegen
Einfuhr und Verbreitung von Schund- und Schmutzartikeln in Form von Schallplatten. Also einfach nur West-Platten. Der Besitz westlicher Schallplatten war bis zum 13. August 1961 nicht strafbar. Mit dem Mauerbau jedoch hat die DDR gleichzeitig auch die Gesetzeslage geändert, ohne das öffentlich bekannt zu machen. Es sollten ja viele Leute in diese Falle laufen. So wurde ich für meinen Westplatten-Besitz zu 9 Monaten ohne Bewährung verurteilt, das Urteil war ja politisch motiviert, da gab es keine Gnade. Der Aufenthalt dort erforderte übermäßige körperliche und nervliche Kraft. Die DDR praktizierte dort das sogenannte Selbsterziehungsprinzip mit Kollektivstrafen für die Verfehlungen Einzelner. Also ähnlich wie Sippenhaft, nur dass wir bereits inhaftiert waren und dann mit harten Verschärfungsmaßnahmen bedacht wurden.
Es regierte unter den Insassen allein die Körperkraft und somit auch die Dummheit, welche ihrerseits wiederum die körperlich Schwächeren unterdrückte. Wer Intelligenz erkennen ließ und kein Muskelprotz war, hatte es schwer. Auf die Schwächeren wurden sämtliche Ordnungs- und Reinigungsarbeiten abgewälzt und wenn die nicht wollten, wurden sie von den Stärkeren geschlagen. Wer sich diesem Spiel nicht unterordnete, wer sich auch als Schwächerer nicht an der Drangsalierung anderer Schwächerer beteiligte (obwohl es einen innerlich anekelte), der wurde ebenfalls ständig drangsaliert. Das Aufsichtspersonal wusste die alles, ignorierte jedoch dieses widerliche Theater. Das Aufsichtspersonal reagierte aber gleichzeitig übermäßig hart gegen kleinste Ordnungs- und Disziplinverstöße mit drastischen Strafmaßnahmen, sowohl gegen Einzelne, als sehr gern auch kollektiv.
Die jugendlichen Insassen waren unterteilt in Arbeitsgruppen für ungelernte Tätigkeiten und in Berufsausbildungsgruppen. Klartext: Wer schon eine angefangene Berufsausbildung mitbrachte, konnte weitermachen. Wer seine Ausbildung in Luckau nicht beenden konnte, weil er entlassen wurde, für den wurde eine Beendigung der Ausbildung im Heimatort organisiert. Wer geistig nicht fähig war einen Beruf zu erlernen, der kam in die bereits erwähnten Arbeitsgruppen. Arbeit in der Schraubenfabrik Finsterwalde. Während der Arbeitszeit und in der Berufsschule wurden die Schwächeren in Ruhe gelassen, weil das Ausbildungspersonal anders reagierte als das Wachpersonal und man war durchgehend unter Beobachtung. Nach Feierabend änderte sich das. Jede Berufsgruppe hatte einen Tagesraum und eine Etage höher einen Schlafraum. Die meiste Zeit waren diese Räume verschlossen und das Wachpersonal saß im Dienstzimmer und kümmerte sich kaum. Und während dieser Zeiten hatten es die Schwächeren sehr schwer, wenn sie den meist saudummen Muskelprotzen nicht Untertan waren. Dieses gedrückte Gesamtklima wiederum verursachte erst recht allgemeine Aggressivität.
Uns Jugendlichen wurde in Luckau ein militärischer Drill aufgezwungen, der mit der Wehrmacht absolut konkurrieren konnte. Waren doch einige Angehörige des Aufsichtspersonales unverkennbar ehemalige Wehrmachtsangehörige und freuten sich ganz offensichtlich, wenn sie uns im Entengang über den Hof jagen konnten.

Zur Verpflegung

Nach den Gesetzen der DDR sollte es eigentlich so sein, dass Jugendliche eine bessere Verpflegung erhalten als erwachsene Strafgefangene. Das Jugendhaus Luckau bekam vom Staat die dafür nötigen Gelder. In Luckau war das jedoch nicht so. Die Hintergründe sind bis heute nicht aufgeklärt. Sowohl Menge als auch Qualität der Verpflegung waren erbärmlich!!! Wir bekamen dort keine normalen Speisekartoffeln zu essen, sondern vergammelte Futterkartoffeln, wie sie sonst nur an Vieh verfüttert werden. Die Rationen an Margarine und Wurst waren absolut nicht ausreichend, vor dem Hintergrund der täglichen körperlichen Belastung. Vitaminstoffe gab es gar nicht. Das führte dazu, dass viele Jugendliche irgendwo am Körper einen kleinen Pickel bekamen. Dieser Pickel wurde ständig größer, eiterte und wurde zu einem eitrigen Loch. Der Haftsanitäter verordnete Salbe, die keinerlei Wirkung zeigte. Letzte Rettung für die Betroffenen war die Erlaubnis, von zu Hause ein Paket empfangen zu dürfen. Da wir ja nun Bescheid wussten, sagten wir unseren Angehörigen – wenn sie uns besuchen durften - was wir an Vitaminstoffen brauchten, damit nichts Unnötiges ins Paket getan wurde, welches übrigens nur zum Geburtstag bewilligt wurde. Die Narben meiner zwei Eiterlöcher an den Beinen sind heute noch sichtbar. Seit 1962. Rauchen war in Luckau übrigens grundsätzlich verboten.

Abschließend zähle ich mal einige Namen des damaligen Aufsichtspersonales auf, die mir in Erinnerung geblieben sind.
Vielleicht erinnern sich andere Ehemalige auch:

Elvis – Hecht – Atze – Filzhut – Focking – Funkturm – Apfelbacke und Specki.

Bernd Stichler


E-Mail des ehemaligen Insassen D.Wegener, 5. Februar 2012


Herr Lorenz Kienzle,
bin rein zufällig auf ihre Seite gestoßen, da ich Nachweise für meine Rente aus dieser Zeit suche.
 
Die Bilder sehen alle schick aus, ganz besonders 03, das war die Liege in der sogenannten Absonderung, allerdings sah der Raum anders aus, er hatte Fließen an den Wänden und Boden, wegen dem vielen kalten 
Wasser, was man danach aus einem C-Schlauch überspritzt bekam. In dieser Absonderung verbrachte ich 4 Wochen, weil ich mich gegen einen Gangältesten von Gang 3 widersetzt hatte.
Ich habe dort 3 Jahre meiner Jugend gelassen, ich war 15 und habe einen leeren Kasten Bier gestohlen, um vom Pfandgeld Zigaretten zu kaufen, das brachte mir das Urteil 1-3 selbst Erziehungsmaßnahme nach Makarenko ein.
 
Sie können nicht wissen wie es war, wenn es im Haus 2 hieß, Gang 3 raustreten zur Achterbahn, und immer dann, wenn es entweder kalt oder heiß draußen war, in der Mitte der Häuser war der Platz der sportlichen Züchtigungen, die auch schon mal bis spät in die Nacht gingen.
 
Flucht aus dieser Hölle wurde mit dem Tod bestraft, zu meiner Zeit hatten zwei Jugendliche die Schnauze voll, und wurden leider auf dem Dach des großen Essensaal erschossen, wir durften uns einen Tag später beide auf dem Hof aufgebahrten Jugendlichen anschauen, zur Abschreckung.
 
Ich habe heute noch mit dieser Zeit zu kämpfen, es hört nicht auf und ich bin heute 60.
 
Alles Gute für sie.
 
D. Wegner


E-mail von Gerd Schiller, 15. Dezember 2011


Sehr geehrter Herr Kienzle,

auch ich fand zufällig ihre Seite nebst den Fotos über die JVA Luckau. Ich war in dieser Haftanstalt zwischen 1978 bis Anfang 1984 inhaftiert, also noch zu DDR Zeit.
Damals handelte es sich um eine Strafvollzugseinrichtung -STVE- und ich saß hier einmal 18 Monate und einmal fast 20 Monate wegen versuchter Republikflucht -§213 STGB- ein. Im Februar 1984 kam ich dann, noch vor der Verbüßung meiner Haftzeit, auf einen Transport in das Stasigefängnis Karl - Marx - Stadt -heute Chemmnitz- von wo aus ich mit mehreren anderen Inhaftierten, nach drei unendlich wirkenden Wochen, nach Giessen/BRD transportiert wurde.
Zu "meiner Zeit" sah es in Luckau noch völlig anders aus. Dort wo die grüne Freifläche zwischen dem Haus I und dem Haus II zu sehen ist stand ein eingeschossiges Werksgebäude in dem wir Inhaftierten für den "VEB-Sachsenwerk" in zwei Schichten Teile für Kühlschrankmotoren herstellten. Sogenannte Wickelspulen wurden von uns in Akkord eingelegt.
In den Verwahrräumen, den Zellen, des Haus II -in dem ich einsaß- gab es keine Waschbecken oder Toiletten. Diese befanden sich am Ende des Flurs auf der linken Seite in einem "Waschraum". Dieser "Waschraum" war der länge nach gedrittelt, links, im kleineren Teil des Raumes, einige Toiletten in Holzverschlägen und rechts die Waschgelegenheit. Keine Waschbecken sondern ein langer "Steintrog" über dem sich Wasserhähne befanden. Dies zu beiden Seiten dieses Teils des "Waschraums". Nur kaltes Wasser!
Einmal in der Woche war Duschtag für alle Stationen! Der Duschraum befand sich im Kellergeschoß von Haus II, in der Nähe der sogenannten "Liebknechtzelle".
Die Zellen auf den Stationen -erste und zweite Etage, sprich Station- waren mit ca. 16 bis 18 Inhaftierten belegt. Nur die ersten beiden gegenüber liegenden Zellen auf den Stationen waren geringer belegt -waren ja auch kleiner. In einer dieser Zellen lagen die "Stubenältesten" in der anderen der "Stationsälteste".
Die Stationen selbst waren durch ein Gitter abgesperrt.
Die Zellen blieben jedoch rund um die Uhr geöffnet.
Jeden Tag fanden sogenannte Stubendurchgänge statt. Die Inhaftierten mußten ihre Betten akkurat auf Kante bauen, der Spind -jeder Inhaftierte besaß einen welcher auch noch mit in der Zelle war- hatte 1A aufgeräumt zu sein, der Verwahrraum mußte gefegt, gewischt und einmal pro Woche gebohnert sein und die Inhaftierten hatten sich in einwandfreier Bekleidung aufzustellen. Dann betrat ein Vollzugsbeamter -Schließer- den Verwahrraum und der Stubenälteste hatte Meldung zu machen:"Herr Leutnant Verwahrraum 203 mit 17 Strafgefangenen zum Stubendurchgang angetreten, es meldet Strafgefangener...."
Ähnlich war es bei der morgendlichen und abendlichen Zählung.
Hier mußten alle Inhaftierten aus ihren Verwahrräumen auf den Flur heraustreten, sich in Doppelreihe aufstellen und der Stationsälteste -ebenfalls ein Inhaftierter- erstattete einem Vollzugsbeamten Meldung.
Essen gab es in dem Gebäude rechter Hand neben dem Haus I.
Dabei hatten alle Inhaftierten ihren Mantel, die Schuhe/Stiefel an zu ziehen sowie das Käppie aufzusetzen und in zweier Reihe zum Essenraum zu maschieren.
Auf den Armen, dem Rücken und den Beinteilen der Bekleidung waren gelbe Streifen aufgenäht. Es handelte sich um alte, getragene Armeebekleidung welche umgefärbt war.
Der Freistundehof befand sich auf der linken Seite vor dem Haus I.
Auf ihrem schwarz/weiß Foto ist noch ein Teil der Umzäunung zu erkennen.
Jede Station hatte einen Fernsehraum. Der Raum war mit alten Klappholzstühlen bestuhlt -ähnlich Kinositzen. Der Fernseher befand sich in einem Nebenraum auf erhöhter Position hinter einer Glasscheibe. So kam niemand von den Inhaftierten direkt an das Gerät und konnte nur von Vollzugsbeamten bedient werden. Fernsehen war eine Auszeichnung!
Der Briefverkehr war begrenzt und mußte erst genehmigt werden. Monatlich zwischen 2 - 4 Briefe schreiben und erhalten. Die Post wurde zensiert. Pakete durften jährlich zwischen 2 - 4 erhalten werden.
Einmal im Monat war Sprecher, also Besuchstag.
All diese Dinge waren keine gesetzlich verbrieften Rechte sondern "kann-Bestimmungen".
Wer sich politisch etwas mit dem System arrangierte oder den "Erziehern" das eine oder andere Geheimnis von Inhaftierten zukommen ließ, ja für den gab es dann auch kleinere Vergünstigungen.
Für uns politisch inhaftierte war es nicht einfach untereinander zu diskutieren, denn der "OKS", der Offizier für Kontrolle und Sicherheit -Stasi- hatte seine Spitzel überall.

Mit freundlichen Grüßen, Gerd Schiller

E-Mail von M. Elias, 14.April 2010


Sehr geehrter Herr Kienzle,

ich bin auf der Suche nach Berichten der JVA Luckau auf ihrer Seite gelandet und habe mir ihre Bilder angesehen. Ich muss sagen, sie haben diese Hafträume sehr gut mit der Linse eingefangen.
Nicht nur weil sie ein Profifotograf sind!
Ich war leider in dieser JVA inhaftiert und zwar von Juni 2002 bis März 2004!
Leider habe ich dort die Hölle durchgemacht, was sie in ihren Bildern leider nicht wiedergeben konnten, aber ich habe mir auch ihren Bericht durchgelesen und ich muss sagen, sie haben es verstanden ohne zu wissen, wie man sich dort gefühlt hat.
Und als ich auf ihren Fotos den Haftraum 505 gesehen habe, in dem ich so lange verweilen musste, da kamen mir selbst nach 6 Jahren noch die Tränen, denn die Erinnerungen der Qual sind wieder wach geworden.

Ich kann ihnen sagen, die Wände waren nie bunt, sie waren mit Farbe die abbröckelte. Die Fenster ließen nicht einmal den Regen oder Schnee draußen, auch wenn sie geschlossen gewesen sind.
Auf den Treppen sind fast täglich Frauen gestürzt und wurden dann nicht einmal richtig ärztlich betreut.
Das Essen was es hier gab, wurde meist aus verdorbenen Lebensmittel hergestellt, kann ich 100% sagen, denn ich wurde in der Küche dazu gezwungen Wurst die schon klebte zu verarbeiten. Oder Kartoffeln, die schon blau und flüssig waren.
Oder aber die Frauen, die nicht das Glück hatten, eine Toilette im Haftraum zu haben, die durften auch schon mal 1-2 Std.warten, bis das Personal kam um den Haftraum aufzuschließen. Aber auch das Eiskalte Wasser aus den Waschbecken war immer sehr nett... egal ob Sommer oder Winter!
Das alles konnten sie nicht auf ihren Bildern festhalten!
Schade eigentlich, aber damals interessierte sich nicht einmal das Ministerium dafür!!

Warum ich ihnen das geschrieben habe?
Ich wollte, das sie sehen... wie es war in dieser JVA zu leben... nein... zu vegetieren...!

Mit freundlichen Grüßen,

M. Elias


Text von Lorenz Kienzle über die Aufnahmen des ehemaligen Gefängnisses in Luckau, November 2009


Im März des Jahres 2006 betrat ich das erste Mal in meinem Leben ein richtiges Gefängnis. Ich nahm an einer Führung teil, bei der die Umbaupläne der erst kürzlich geschlossenen Luckauer Haftanstalt zu einem Kulturzentrum vor Ort geschildert wurden. Zuerst besichtigten wir die Hafthaus II genannte ehemalige Klosterkirche, die im 14. Jahrhundert vom Dominikaner Orden gebaut worden war. Sie wurde später als Waisenhaus und von 1747 bis zum Herbst 2005 als Gefängnis genutzt.
Wir stiegen die stark ausgetretenen Stufen der Treppe hinauf, durch eiskalte Luft, die auf immer in diesem Gemäuer gespeichert zu sein schien. Mir tat jeder Mensch leid, der jemals dieses Treppenhaus hatte benutzten müssen. Im Kontrast dazu waren die Zellen des Gefängnisses unerwartet bunt gestrichen. Sie wirkten, als seien die Insassen gerade erst ausgezogen.

Wenige Monate später wurde ich beauftragt das gesamte Gefängnisareal in Luckau zu dokumentieren. Das Hafthaus I, das Sachsenwerk, indem sich die Werkstätten befunden hatten, diverse Nebengebäude, den Verwaltungstrakt und das Hafthaus II, das ich hier zeige.
An einem heißen Tag im Juni 2006 wurde mir das Tor zum Gefängnisareal in der Karl-Liebknecht-Straße aufgeschlossen und ich stand allein im Hof mit Stativ und Fotokoffer. Mir war zuvor versichert worden, dass sich die Tür jederzeit von innen öffnen ließ, was mich einigermaßen beruhigte.
Im Erdgeschoß des Hafthauses II schlug mir große Feuchtigkeit entgegen. Eine Wand war beeindruckend schwarz gefärbt von Schimmel. Je höher ich die Treppen stieg, desdo wärmer wurde es. In der obersten Etage stand die Hitze förmlich unter dem Flachdach. Es befand sich ein sonderbarer Geruch in der Luft, eine Mischung aus Schweiß und dem Gestank von verendeten Tauben, die durch kaputte Fenster hereingeflogen waren, aber nicht mehr herausgefunden hatten. Dennoch war unter dem Dach die interessanteste Etage für meine Arbeit, da die Zellen hier noch »wohnlich« mit Bett, Tisch und Schrank eingerichtet waren. Dabei begleitete mich der Gedanke, dass hier noch vor kurzen Menschen eingeschlossen waren, die nicht einfach wie ich vor die Tür treten konnten, um zwischendurch frische Luft zu schnappen.

Nach eineinhalb Jahren Bauzeit wurde das ehemalige Kloster 2008 wiedereröffnet und heißt nun "Kulturkirche". Sie beherbergt die neue Dauerausstellung des "Niederlausitz Museums".
Im Jahr 2009 zog die Stadtbibliothek in das Gebäude ein und es wurde eine Ausstellung über das ehemalige Gefängnis mit dem Titel "Im Knast. Strafvollzug und Haftalltag in Luckau, 1747-2005" eröffnet. In einem Raum - "Haftzelle bis 2005" -, der wie eine ehemalige Zelle eingerichtet ist, wird meine gesamte Fotodokumentation auf einer Leinwand gezeigt. Sie kann auf einem Gefängnisbett sitzend betrachtet werden.