»Arbeitswelten und Lebensräume – Brandenburger Industrielandschaften 1992–2021« mit einem Vorwort von Enno Kaufhold, Verlag für Berlin Brandenburg, 2021
»Schwarze Pumpe«, Institut für Neue Industriekultur INIK, Forst, 2005
Vor über 15 Jahren fuhr ich des öfteren durch die zahlreichen Tagebaugebiete im südlichen Brandenburg. An einem heißen Sonntag kam ich auch zum Ort Schwarze Pumpe. Mir war der Name vor allem als der einer Werksmannschaft des Braunkohlekombinat Schwarze Pumpe geläufig. Da das Industriegelände abgeriegelt war und mich die unauffällige Wohnsiedlung nicht interessierte, hielt ich mich dort nicht länger auf. Anfang 2005 wurde ich vom Institut für Neue Industriekultur in Forst (INIK) gefragt, ob ich Fotos für ein Buch über Schwarze Pumpe machen wolle. Es sollte anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des ersten Spatenstichs erscheinen. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch mit meiner Dokumentation über Horno beschäftigt, einem Dorf das dem Braunkohletagebau weichen musste und zu diesem Zeitpunkt bereits weitestgehend dem Erdboden gleichgemacht worden war. Umso interessanter fand ich es, die Braunkohleindustrie aus einer ganz anderen Perspektive, der der dort arbeitenden Menschen kennen zu lernen. 50 Jahre zuvor hatte sich das Planungskomitee in der Gaststätte »Zur Schwarzen Pumpe« getroffen, die dem zukünftigen Baugebiet, damals noch Feldern und Kiefernwald, am nächsten lag. Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl des Geländes war das Fehlen eines Kohlenflözes in den Erdschichten darunter. Diesen geologischen Befund hätte sich so manches abgebaggerte Dorf sicher auch gewünscht.
Als ich nun das Kombinatsgelände betrat, waren viele Gebäude aus der ersten Bauphase wieder abgerissen oder inzwischen leerstehend. Im Straßennetz des Geländes, wie in New York von Nord nach Süd mit Buchstaben und von Ost nach West mit Zahlen beziffert, fand ich mich schnell zurecht. Es gab noch eine Brikettfabrik mit Vorbrecherstation, Nass- und Trockendienst, in der die wasserhaltige Braunkohle getrocknet wurde, eine riesige Werkhalle mit den Werkstätten, in denen Lokomotiven und Gerätschaften aus dem Tagebau repariert wurden und das neue Braunkohlekraftwerk außerhalb des Geländes. Die Gasherstellung aus Braunkohle, zu deren Zwecken, neben der Brikettherstellung das Kombinat ursprünglich gebaut worden wurde, war auf Gasherstellung durch Reststoffe umgestellt worden. Ausserdem will Vattenfall dort ein kleines Pilotkraftwerk zur CO2 freien Stromherstellung bauen. Es soll mit der umstrittenen CCS Technik »Carbon Dioxide Capture and Storage« arbeiten. Die Zukunft dieses Verfahrens, bei der das entstehende CO2 abgeschieden und in die Erde gepumpt wird, steht allerdings noch in den Sternen. Währenddessen blasen die »normalen« Braunkohlekraftwerke weiterhin Unmengen von CO2 in die Luft und der Tagebau frisst sich weiter durch das Land. Naturschutzgebiete und Dörfer sind weiterhin auf dem üppigen Speiseplan enthalten.